Über die Sammlung
Im Jahr 1845 veröffentlichte der Heidelberger Nationalökonom Karl Heinrich Rau (1792–1870) eine vielbeachtete „Geschichte des Pfluges". Darin beschrieb und bebilderte er insgesamt 73 Pflüge nach historischen Vorlagen, wie Abbildungen auf antiken Münzen oder Gemmen, aber auch aufgrund literarischer Beschreibungen. Er glaubte nachweisen zu können, dass sich der Pflug von einem einfachen Haken zu einem immer vollkommeneren Gerät entwickelt hatte.
Seinem Sohn Ludwig Rau (1821-1892), der von 1854 bis 1863 an der Hohenheimer Akademie als Lehrer für Gerätekunde tätig war, wurde im Jahr 1859 die Hohenheimer Geräte- und Modellsammlung unterstellt. Basierend auf den Zeichnungen seines Vaters ließ er 100 Modelle herstellen, die er weltweit verkaufte. So präsentierte er unter seinem Namen während der Weltausstellung 1862 in London „Pflüge aller Zeiten und Länder“, kulturhistorisch geordnet. Auch bei der Weltausstellung 1867 in Paris war er mit seiner Verkaufsausstellung vertreten: „Diese Sammlung, aus 187 Modellen bestehend, umfaßt Grundformen von Ackergeräthen der verschiedensten Zeiten und Völker, namentlich der stets mehr verschwindenden alten Landpflüge. Die Sammlung hat den Zweck, die Entwicklung des Pfluges von der einfachsten bis zur vollendetsten Form zu zeigen und die Umwandlung von ursprünglichen Handgeräthen in Spanngeräthe nachzuweisen…“
Teile dieser Sammlung wurden unter anderem vom Landwirtschaftsmuseum in St. Petersburg, dem Königlichen Landwirtschaftlichen Museum zu Berlin und im Jahr 1868 von Andrew D. White, dem ersten Präsidenten der Cornell-Universität in New York, erworben. Pflüge von Ludwig Rau sind heute auch im Deutschen Historischen Museum in Berlin, im Technischen Museum Wien und im Nationalmuseum of American History in Washington, D.C., zu finden.
Im Jahr 1881 veröffentlichte Ludwig Rau – er war von 1872 bis 1882 Direktor der Hohenheimer Akademie – ein (Verkaufs-)„Verzeichnis der Pflugmodellsammlung von Dr. Ludwig Rau“. Die dort tabellarisch aufgeführten 313 Handgeräte und Pflüge wurden ebenfalls 1895 in die Hohenheimer Sammlung aufgenommen und werden dort als "Pflugmodellsammlung Rau" geführt. Diese Sammlung mit 313 Pflügen wird hier unter Berücksichtigung aller Quellen und Vorbilder kontinuierlich rekonstruiert.
Die Einteilung von Pflügen nach äußerer Formgebung, ohne die funktionale Bedeutung dieser formalen Kriterien zu berücksichtigen, ist überholt. Die Sammlung sollte daher ausschließlich nach historischen Gesichtspunkten bewertet werden.
Diese Veröffentlichung wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.